Mein Leben



Es war ein heißer Dienstag, dieser 29. Mai im Jahre 1962, als ich mich entschloss das Licht der Welt zu erblicken. Da es aber so heiß war und ich ohnehin schon drei Wochen über der Zeit lag, fasste ich den Entschluss, erst kurz nach 22 Uhr in die Welt zu treten bzw. zu rutschen.

Ich war der zweite Sohn meiner Eltern. Mein Bruder war schon knapp vier Jahre vor mir geboren worden.

Wenige Jahre nach meiner Geburt, liessen sich meine Eltern scheiden. Ich wuchs, mit meinem Bruder, bei meiner Mutter auf. Meine Kindheit verlief DDR typisch normal. Nach dem Kindergarten kam die Schule und danach 1978 die Lehre.

Da ich zu Hause sehr gern Kuchen gebacken hatte, begann ich am 01.09.1978 eine Lehre als Konditor. Aber ich bemerkte sehr bald, dass das keine gute Wahl war. Also hing ich diesen Beruf dann Mitte 1982 für immer an den berühmten Nagel und ging beruflich meinen Kindheitsträumen nach.

Da Tiere schon immer eine sehr große Rolle in meinem Leben spielten, bewarb ich mich im Tierpark Karl-Marx-Stadt als Tierpfleger und wurde auch prompt eingestellt. So begann ich am 05.07.1982 meine Tätigkeit als Tierpfleger. Dieser Beruf war sehr abwechslungsreich und hochinteressant. Doch folgte ich im Januar 1986 dem Ruf der "großen weiten Welt" und ging zum Zirkus.

Zirkus war zwar auch so ein Kindheitstraum von mir, nur hatte mir dazu immer der Impuls gefehlt. Und genau dieser Impuls kam im Herbst des Jahres 1985:

In jenem Jahr hatte ich ein Kamelfohlen mit der Flasche aufgezogen und zu diesem dadurch eine gewisse Bindung aufgebaut. Als dann "mein" Kamel an den Staatszirkus der DDR verkauft wurde, bewarb ich mich kurzerhand ,erfolgreich, beim Zirkus und begann am 02.01.1986 in dessen Winterquartier in Hoppegarten bei Berlin, einen neuen Lebensabschnitt.

Ich begann im Pferdestall als Exotenpfleger und stieg dann schon im zweiten Jahr zum Raubtierpflerger auf. 1988 und 1989 führten mich Tourneen in verschiedene Teile der Sowjetunion. So gastierten wir außer in der Russischen Föderation auch in der Ukraine, in Weißrußland und in Litauen. Besonders beindruckt war ich von der Teils sehr herzlichen und offenen Art der Bewohner und der Weite dieses Landes.

Sehr gut erinnere ich mich an das kalte Wasser des Kaspischen Meeres und die schneebedeckten Berge des Kaukasus, so wie die endlos erscheinenden Felder der Ukraine. Nicht zu vergessen die eisige Kälte des russischen Winters, der schon sehr zeitig anbricht. So kann ich mich an Tageshöchsttemperaturen von -17° Celsius im Oktober in Vilnius erinnern.

Die Zeit beim Zirkus war die schönste Zeit in meinem Leben. Doch auch die schönste Zeit geht mal zu Ende. Als nach der Wende der Staatszirkus aufgelöst wurde, machte sich der Dompteur bei dem arbeitete, mit seiner Darbietung selbstständig. Aber nach der Währungsunion gingen nur noch wenige Menschen in den Zirkus. Also schloss ich das Kapitel Zirkus für immer, packte meine Koffer, nam meinen Hund und fuhr zurück nach Hause, nach Chemnitz.

Wie durch ein Wunder konnte ich wieder im Tierpark Chemnitz als Tierpfleger anfangen. Leider wurde ich dann nach nur zwei Jahren ins Schulverwaltungsamt der Stadt Chemnitz als Schulhausmeister versetzt.

Durch Einsparungsmaßnahmen verlor ich im Jahre 2003 meinen Job bei der Stadt. Im November 2004 begann ich eine Umschulung zum Bürokaufmann, die ich am 10.08.2006 erfolgreich abschloß. Nun bin ich auf der Suche nach einer Anstellung.

Sollte sich Neues ergeben, werde ich hier anschließen.



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